Cuarentena total / Teil 1

08.05.2020

Leider hat der Virus Covid-19 auch vor Kolumbien keinen Halt gemacht. Ende Februar bis Anfang März wurde in den kolumbianischen Medien täglich über die Infektionen in Asien und Europa informiert. Aber ehrlich, mich hat das nicht sehr interessiert. Weit weg, so dachte ich. Ich widmete mich meinen Plänen: Therapie bei Bodytech (Bewegungs-, Fitness- und Ernährungstherapie), Wohnungssuche in Bogota (kleinere Wohnung für mich allein, damit wir die 4 Zimmerwohnung vermieten können) und verschiedene Behördengänge (siehe vorherige Bloggeinträge). War Februar und März so total «im Strumpf» bzw. nach Plan unterwegs, so dass ich für Mitte März eine Auszeit in Barichara ins Auge fasste. War gerade am Koffer packen, als ich per TV erfahren hatte, dass in der Schweiz der Notstand ausgerufen wurde. Ich liess mich nicht verunsichern und teilte der Nachbarin anlässlich eines gemeinsamen Abendessens mit, dass ich am nächsten Tag, 19.03.2020, an den Busbahnhof gehen werde, um das Ticket zu kaufen. Aber nein, Edith, du kannst nicht reisen, denn das Departement Boyaca hat seine Grenzen geschlossen! Auf diesen Hinweis hin, stöberten wir im Internet und - tatsächlich! Der Reiseverkehr innerhalb Kolumbien wurde erschwert, da diverse Departements ihre Grenzen schlossen! Sollte ich es trotzdem wagen? Aber was wäre, wenn ich mitten im Nirgendwo strande? Und könnte ich allenfalls wieder zurück nach Bogota reisen? War mir dann alles doch zu «risky», so dass ich meine Reise abgesagt bzw. aufgeschoben habe. Keine schlechte Entscheidung, denn am nächsten Tag hat Frau Bürgermeisterin von Bogota eine 4-tägige Ausgangssperre vom 20. - 23. März verhängt. Da bis anhin nur in Bogota, Cartagena und Kaffeezone infizierte bestätigt wurden, machte diese «Simulation» doch durchaus Sinn. Hinzu kam, dass über das Wochenende ein nationaler Feiertag (einer von Vielen!) anstand und die Cafeteros grundsätzlich aus der Stadt strömen und dabei kein «social distancing» beachten.
Als der Präsident dann am 20.03.2020 nachzog und eine «cuarantena total» für das ganze Land aussprach, war ich aber dann doch überrascht. Zu diesem Zeitpunkt wurden ca. 3 Verstorbene und 30 Infizierte bestätigt. Vielleicht etwas übertrieben? Die Quarantäne - vorläufig bis 13.04.2020 festgesetzt - betraf die ganze Wirtschaft Kolumbiens: Tourismus (Hotels müssen schliessen bzw. dürfen keine neuen Gäste mehr aufnehmen), Baubranche, übrige Dienstleistungen (Kaufhäuser, Boutiquen, Coiffeur, Kosmetiksalons usw.) und auch im Gesundheitsbereich mussten nicht dringend benötigte Sektoren (alle Beauty-Docs, Physio, Massage, Zahnärzte usw.) schliessen. Einzig Produzenten (und Transporteure) der Lebensmittel sowie deren Verkaufsläden und die an den Spitälern beschäftigten durften noch Arbeiten bzw. zum Arbeiten rausgehen. Auch Banken und die öffentlichen Dienste waren offen. Aber glaubt mir, der Gang in die Bank (schon vor Corona ein ziemlicher Akt), wurde zum halbtägigen «coup de force»! Überrascht hat mich, wie schnell und unkompliziert viele Arbeitgeber auf «home office» umgestellt haben. Dies schränkte uns in den verbliebenen Freizeitmöglichkeiten (TV gaffe! EBooks lade u läse!) ein, denn fast täglich war das Netz überlastet und wir hatten mehrere, mehrstündige Stromausfälle!
Zurück zur Frage, ob es nicht etwas übertrieben war, eine totale Ausgangssperre zu verhängen. In der 9-Millionenstadt Bogota gibt es ca. 1000 Intensivpflegebetten für Covid-Patienten. Da gibt es aus medizinischer Sicht nichts anderes, als das «social distancing» anzuwenden und so zu verhindern, dass sich viele Menschen anstecken. Also ja, gut reagiert Señor Duque! So dachte ich damals.............