Cuarentena total / Teil 1
Leider hat der Virus Covid-19 auch vor Kolumbien keinen Halt
gemacht. Ende Februar bis Anfang März wurde in den kolumbianischen Medien
täglich über die Infektionen in Asien und Europa informiert. Aber ehrlich, mich
hat das nicht sehr interessiert. Weit weg, so dachte ich. Ich widmete mich
meinen Plänen: Therapie bei Bodytech (Bewegungs-, Fitness- und
Ernährungstherapie), Wohnungssuche in Bogota (kleinere Wohnung für mich allein,
damit wir die 4 Zimmerwohnung vermieten können) und verschiedene Behördengänge
(siehe vorherige Bloggeinträge). War Februar und März so total «im Strumpf»
bzw. nach Plan unterwegs, so dass ich für Mitte März eine Auszeit in Barichara
ins Auge fasste. War gerade am Koffer packen, als ich per TV erfahren hatte,
dass in der Schweiz der Notstand ausgerufen wurde. Ich liess mich nicht
verunsichern und teilte der Nachbarin anlässlich eines gemeinsamen Abendessens
mit, dass ich am nächsten Tag, 19.03.2020, an den Busbahnhof gehen werde, um das
Ticket zu kaufen. Aber nein, Edith, du kannst nicht reisen, denn das Departement
Boyaca hat seine Grenzen geschlossen! Auf diesen Hinweis hin, stöberten wir im
Internet und - tatsächlich! Der Reiseverkehr innerhalb Kolumbien wurde
erschwert, da diverse Departements ihre Grenzen schlossen! Sollte ich es
trotzdem wagen? Aber was wäre, wenn ich mitten im Nirgendwo strande? Und könnte
ich allenfalls wieder zurück nach Bogota reisen? War mir dann alles doch zu «risky»,
so dass ich meine Reise abgesagt bzw. aufgeschoben habe. Keine schlechte Entscheidung,
denn am nächsten Tag hat Frau Bürgermeisterin von Bogota eine 4-tägige Ausgangssperre
vom 20. - 23. März verhängt. Da bis anhin nur in Bogota, Cartagena und
Kaffeezone infizierte bestätigt wurden, machte diese «Simulation» doch durchaus
Sinn. Hinzu kam, dass über das Wochenende ein nationaler Feiertag (einer von Vielen!)
anstand und die Cafeteros grundsätzlich aus der Stadt strömen und dabei kein «social
distancing» beachten.
Als der Präsident dann am 20.03.2020 nachzog und eine «cuarantena total» für das
ganze Land aussprach, war ich aber dann doch überrascht. Zu diesem Zeitpunkt
wurden ca. 3 Verstorbene und 30 Infizierte bestätigt. Vielleicht etwas
übertrieben? Die Quarantäne - vorläufig bis 13.04.2020 festgesetzt - betraf die
ganze Wirtschaft Kolumbiens: Tourismus (Hotels müssen schliessen bzw. dürfen
keine neuen Gäste mehr aufnehmen), Baubranche, übrige Dienstleistungen
(Kaufhäuser, Boutiquen, Coiffeur, Kosmetiksalons usw.) und auch im
Gesundheitsbereich mussten nicht dringend benötigte Sektoren (alle Beauty-Docs,
Physio, Massage, Zahnärzte usw.) schliessen. Einzig Produzenten (und
Transporteure) der Lebensmittel sowie deren Verkaufsläden und die an den
Spitälern beschäftigten durften noch Arbeiten bzw. zum Arbeiten rausgehen. Auch
Banken und die öffentlichen Dienste waren offen. Aber glaubt mir, der Gang in
die Bank (schon vor Corona ein ziemlicher Akt), wurde zum halbtägigen «coup de
force»! Überrascht hat mich, wie schnell und unkompliziert viele Arbeitgeber
auf «home office» umgestellt haben. Dies schränkte uns in den verbliebenen
Freizeitmöglichkeiten (TV gaffe! EBooks lade u läse!) ein, denn fast täglich
war das Netz überlastet und wir hatten mehrere, mehrstündige Stromausfälle!
Zurück zur Frage, ob es nicht etwas übertrieben war, eine totale Ausgangssperre
zu verhängen. In der 9-Millionenstadt Bogota gibt es ca. 1000 Intensivpflegebetten
für Covid-Patienten. Da gibt es aus medizinischer Sicht nichts anderes, als das
«social distancing» anzuwenden und so zu verhindern, dass sich viele Menschen
anstecken. Also ja, gut reagiert Señor Duque! So dachte ich damals.............