Cuarantena total / Teil 3
Willkommen zurück. Die Quarantäne geht leider nochmals in
Verlängerung. Neues Datum bis zur «vorsichtigen» Lockerung der Ausgangssperre
ist der 31.05.2020. Aber in Anbetracht der hohen Anzahl Neuinfizierter schwant
mir Böses! Klar ist heute schon, dass die Grenzen für den internationalen und interkontinentalen
Reiseverkehr mindestens bis am 31.08.2020 geschlossen bleiben. Reisen innerhalb
Kolumbien ist vorläufig noch bis Ende Juni «verboten». Sämtliche Busunternehmen
haben ihre Fahrzeuge eingeparkt, die Fahrer sind arbeitslos. Viele der
kleineren Busunternehmen - welche auch in die abgelegenen Gebiete fahren -
werden den Lockdown wohl nicht überleben. Also sitze ich hier in Bogota bis Ende
Juni fest. Ich könnte natürlich bei der Policia eine Spezialbewilligungen verlangen,
aber ich will mich nicht an der Korruption beteiligen. Denn viele der reichen
Rollos (Einwohner von Bogota) erhalten fast jedes Wochenende eine Bewilligung,
um zu ihrem Ferienhaus ausserhalb der Stadt zu fahren! Von wegen «lebensnotwendige
Transporte» und so! Der arme Wanderarbeiter, welcher vielleicht ausserhalb Bogotas
eine Arbeit finden könnte (Erntehelfer usw.), muss hierbleiben. Böse Zungen
behaupten, dass einzig die 1,3 Mio. Flüchtlinge aus Venezuela die Hauptstrassen
benutzen. Diese «dürfen» selbstverständlich zurück nach Venezuela trampen.
Hier in «meinem» Quartier ist alles sehr ruhig. Die Menschen, ich eher murrend,
halten sich konsequent an die Quarantäne. Wir bleiben brav zuhause und
verlassen die Wohnungen nur, um Einzukaufen, Sport zu machen oder mit dem Hundilein
Gassi zu gehen. Nicht mal die Putzfrauen oder übriges Serivepersonal (von dem
ich keines habe) darf unser Gebäude betreten, da die Gefahr zu gross sei, den
Virus einzuschleppen. Hallo?! Irgendwann - in absehbarer Zeit - werden wir wohl
lernen müssen, mit dem Virus zu leben! Ich finde, mit den vorgegebenen
Massnahmen (Abstand halten, Maske tragen, zuhause die Hände gründlich waschen),
könnten die Ausgangssperre und der Lockdown aller Geschäfte aufgehoben werden.
Im Gegensatz zu Europa, sehe ich bei meinen wenigen Einkaufstouren, keine Menschen
OHNE Masken. Im Gegenteil, oft dünkt mich, dass die Cafeteros ein wenig
übertreiben, wenn sie mit einem Ganzkörper-Anzug und Maske und Visier und
Handschuhen durch den Park spazieren. Aber hier herrscht grosse Angst, sich
anzustecken und womöglich auf eines der - inzwischen auf 3000 aufgestockten - Intensivbeatmungsgeräte
angewiesen zu sein. Andererseits halten sich die Kolumbianer vorbildlich an die
Auflagen, damit der Staat möglichst bald den Lockdown aufhebt, damit wieder
gearbeitet und «das Leben» verdient werden kann.
Da ich regelmässig die News aus Europa und der Schweiz verfolge, fällt mir auf, dass dort die Konsumlust nicht verloren gegangen ist. Ein grosses Problem scheint zu sein, nicht zu wissen, ob die Sommerferien zuhause verbracht werden müssen oder ob vielleicht doch ans Meer gefahren werden kann! Solche Nachrichten nerven mich total! Rund um den Globus kämpfen die Menschen ums nackte Überleben und in Mitteleuropa wird darum gekämpft, wieder in Biergärten, Tatoostudios und Fitnesscenter gehen zu dürfen! Es wird demonstriert, da Demos ein Grundrecht sind! Es wird reklamiert, dass der Staat zu viele Einschränkungen verhängt. Aber das Geld für die Kurzarbeit, die Milliarden-Hilfspakete für die Wirtschaft, die werden gerne angenommen! Nur wenige denken daran, dass die wirtschaftlichen Folgen erst in ein paar Monaten spürbar sein werden. Vielleicht ist es dann für Eigenverantwortung zu spät?!?