Entspannen in Palomino

Nach dem Stress mit dem Visum-/Cedula-Besorgung hatte ich mir Ferien redlich verdient! Ich wollte an einen Ort, der Entspannung garantierte. Mein lieber Wohnpartner hat mich an die Karibikküste von Kolumbien verwiesen. Nein, nicht Cartagena (zu touristisch) und auch nicht Santa Marta (zu viele einheimische Touris am - zugegeben - schönen Strand und in der etwas hässlichen Stadt), sondern Palomino. Das Hippie-Surfer-Traveler-Dörfli befindet sich auf der Halbinsel La Guajira, ca. 90 km östlich von Santa Marta (Flughafen). Die Rucksack-Touris suchen - wie auch ich - die schönen kilometerlangen Strände und den kleinen ruhigen Ort, welcher - obwohl bekannt - bis heute noch nicht massentauglich gemacht wurde. Der schmale Küstenstreifen, eingepresst vom karibischen Meer und der Sierra Nevada (5000iger Bergkette), ist mit einem tropischen Klima ausgestattet. Direkt am Strand merkst Du die hohe Luftfeuchtigkeit, dafür aber die Hitze (über 30 Grad am Tage) nicht, da immer eine "steife Brise" anzutreffen ist. Die Costeños sind Fischer und Bauern (Mango, Banane, Pinas usw.) und manchmal auch Touri-Guides. Die Nähe zu Venezuela und dem unzugänglichen Gebiet der Sierra Nevada sowie zum Hafen von Baranquilla sorgen dafür, dass hier viele Narcos bzw. deren Clans wie auch Guerillagruppen und deshalb auch Militär und Polizei vor Ort sind. An meinem Ankunftstag wurde von einem verhafteten Drogenboss zu einem Generalstreik aufgerufen. Ich war nicht gross beunruhigt, es störte mich bloss, dass entlang der 90 km von Santa Marta bis Palomino keine Tienda (kleiner Tante Emma Laden) auf war. Also kein Cöggi fürs Edeli!
Von den diversen Hotels und Hostels, habe ich mich für die Ecolodge El Matuy entschieden. War ein Schnäppchen für CHF 80 pro Nacht inkl. volle Verpflegung. Die Lodge liegt ein paar Meter vom Strand entfernt und ist eher klein, dafür fein. Als ich mit einem Taxi vom Flughafen Santa Marta - Mafia, da Absprachen für saftige Preise - im El Matuy ankomme, sind von den 10 Bungalows (welche im Stil der ansässigen Kogi-Indianer gebaut wurden) nur 2 besetzt. Ich wurde von der Receptionistin Barbara (mit einem Cafetero verheiratete Polin) herumgeführt und mit den Örtlichkeiten und dem Verpflegungsplan bekannt gemacht. Wow, mein Bungi ist ungefähr 5 m vom Strand und 3 m von der Cafeteria weg. Die Unterkunft ist sehr sauber und besteht aus einem Raum mit 2 Doppelbetten (eines im oberen Stock), einer Terrasse mit bequemen Ratan-Möbeln und 2 Hängematten sowie einem Nassbereich (Lavabo und Ablagen unter dem Dach, WC separates Häuschen und einer riesigen Aussendusche). Überall sind Vasen mit Sand und Kerzen verteilt, da die Ecolodge ohne Elektrizität auskommt (Ausnahme: Reception und Büro, wo ich meine elektronischen Geräte am Solarstromnetz laden kann). Hui, sehr romantisch, das Kerzenlicht! Weniger romantisch leider die Kehrseiten der Lodge: wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und der Nähe zum stark brandenden Meer ist die Bettwäsche (oder Matrazen und Kissen) feuchtlich und sehr "müffelig". Da nützt auch das Einparfumieren nichts! Da die Gebiete am Strand oft durch einen Bach oder Fluss getrennt werden, gibt es halt auch viele Mosquitos. Gegen diese Plage nützt der mitgebrachte "einheimische" Stinkspray, gegen die ebenso vorhandenen Sandflöhe ist (noch) kein Wässerchen, Kraut oder Spray erfunden worden. Aber ich habe vorgesorgt und ein gutes Aloe-Gel mitgebracht. Auf der ganzen Anlage fand ich zig Kokospalmen (Achtung Kokosnüsse!), welche von zig Eichhörnchen bewohnt werden. Sind teilweise ganz schön frech, die Kleinen!
Obwohl der Strand, das Meer und Wetter wunderbar waren, konnte ich nicht Baden oder Schwimmen. Das ganze Jahr sind rote Warnflaggen aufgestellt, da die Wellen und Strömungen hier sehr gefährlich sind. Aber ich verbrachte jeden Tag Stunden an der Beach, sei es bei meinen täglichen Strandwanderungen oder später auf einer bequemen Liege oder in einer der Strandhängematten. Oft war ich auch im Chillout-Bereich auf sehr bunten Sitzsäcken ausgestreckt! Da ich volle Verpflegung hatte, durfte ich mich jederzeit bei feinem Kaffee, Tee oder Fruchtsaftkanne bedienen. Und ich habe jeden Tag einmal Fisch gegessen, welcher frisch gefischt und aufgetischt wurde! Wie gesagt, da ich die Einzige mit längerem Aufenthalt (10 Tage) war und manchmal sogar einzig Gast war, wurde ich vom Besitzer Tucho und seiner Familie (Lebenspartnerin, Tochter und 2 Enkelkinder) adoptiert, d.h. ich durfte mich immer an den Familientisch setzen und nach der Mahlzeit mit den Kiddies (7 und 4 Jahre) spielen. Ja, eben, Paradiese haben immer auch einen (kleinen) Hacken.
Berühmt sind an dieser Küste die Sonnenauf- und untergänge. Fast jeden Morgen torkelte ich an den Floh-verseuchten nassen Sandstrand bzw. fast jeden Abend setzte ich mich - Fruchtsaft schlürfend - in den Sand, um diese wundervollen Stimmungen zu geniessen und auf die Kamera zu bannen. Wow!!
Abschliessend kann ich nur sagen: Entspannung pur und es lohnt sich!