Geldimport

06.05.2020

Da ich neuerdings Besitzerin eines Sparkontos bei der Bancolombia (inkl. Maestro-Karte) bin, ist es nur natürlich, dass ich aus der Schweiz Geld überweisen möchte. Bevor ich aber überhaupt loslegen konnte, musste ich die vielgepriesene Online-Banking-Applikation von Bancolombia installieren. Naiv, wie ich halt manchmal bin, machte ich mich an diese Aufgabe. Dies bedeutete wiederum zwei Bankbesuche, damit ich erneut Formulare ausfüllen konnte und - meiner Meinung nach - bekannte Angaben (Personalien, Adresse, ID-Nummer usw.) nochmals deklarieren musste und mir Fingerabdrücke (?) genommen wurden. Aber endlich, ich kann online mit Bancolombia kommunizieren. Notiz am Rande: Meine Miete kann ich nicht online bezahlen, da der Vermieter ein Konto bei einer anderen Bank hat?! Aber immerhin kann ich jetzt online einkaufen und bezahlen (PSE-Verfahren = mittels Verbindung zur Bank). 
Wie gesagt, ich wollte einen Betrag von CHF 15'000 nach Kolumbien überweisen. Den Transfer von der Schweizer Bank auf mein kolumbianisches Konto dauerte 5 Minuten. Kein Problem. Gespannt wartete ich ein paar Tage auf eine Nachricht von Bancolombia, dass das Geld hier angekommen sei. Da ich keine solche Nachricht erhielt, fragte ich meinen Wohnpartner, ob es normal sei, dass ich nichts gehört habe. Der hat sich etwas gekugelt vor Lachen und mir gesagt, dass ich nachfragen müsse. Aha! Telefonisch - braucht immer ein wenig Überwindung bei mir - wandte ich mich an die Bank. Ja, Señora Edith, wir haben einen hängigen Transfer. Sie müssen uns jetzt noch den Ursprung des Geldes belegen. Nein, wir können die anlässlich der Kontoeröffnung beigebrachten Unterlagen nicht nochmals verwenden (die haben die irgendwo in einem physischen Ordner im Keller abgelegt!). Bitte bringen Sie die Belege nochmals vorbei. Ja-nu-so-haut! Am nächsten Tag spaziere ich erneut zur Bank und - verdammt, welche Ticket-Art soll ich jetzt wieder lösen? - warte bis ich an einen Schalter gerufen werde. Natürlich treffe ich auf eine doch eher unbedarfte Bankangestellte, welche keine Ahnung hat, was ich bzw. sie machen muss. Nachdem sie zwei Kollegen kontaktiert hatte, nahm sie doch die Unterlagen in Empfang. Hat gefühlte 100 Kopien gemacht und dann den Transfer für den "Handel" freigegeben. Aha, und wie weiter jetzt? Ich erhalte eine Telefonnummer von der Abteilung "negozios internacionales" in die Hände gedrückt und werde sanft aus dem Gebäude gedrängt. Zuhause angekommen, wähle ich die Nummer und leiere meinen Text herunter, von wegen: ich habe aus der Schweiz Geld überwiesen und möchte den Betrag in Pesos wechseln und auf meinem Konto gutschreiben. Der Herr - spricht schön langsam en español - erklärt mir zuerst das weitere Vorgehen (sie müssen die CHF bei Bancolombia in US-Dollars wechseln und anschliessend COP kaufen) und anschliessend teilt er mir mit, dass diese Trades leider nur von 9.00 - 12.00 am erfolgen dürfen. Ja läck mer am Tschöpli! Ist jetzt schon 12.15 h und leider Freitag! 
Am nächsten Montag  um 9.00 h wähle ich die bekannte Nummer und werde in die Warteschlange geschoben. Nach 35 Minuten - keine Lüge! - erbarmt sich eine Dame und fragt mich nach meinem Begehr. Nachdem ich meine ID-Nummer durchgegeben habe, erhalte ich ein Angebot (Wechselkurs in Dollar und Wechselkurs in Pesos). Hoppla, das Angebot ist mehr als gut, da im Februar die COP drastisch eingefallen ist. Also zusagen und Handel abschliessen. Die Dame bedankt sich artig und schickt mir eine Mail. In dieser Mail wird der Handel festgehalten, welcher erst gültig wird, wenn ich unterschreibe. Also ausdrucken, unterschreiben, einscannen und zurückschicken. Abermals erhalte ich eine Mail. Darin ist ein Code aufgeführt, mit der Angabe, die Mail auszudrucken und so den Code bei der nächstgelegenen Filiale vorzulegen, damit die Gutschrift in Pesos auf mein Konto erfolgen kann. Inzwischen ist es zu spät, also Verschieben auf den nächsten Tag. Nach meiner körperlichen Ertüchtigung im Fitnesscenter neben der Bank, platziere ich mich wieder in die heutige Schlange. 30 Minuten später stehe ich erwartungsvoll am gleichen Schalter wie am Freitag (nur die Bankangestellte ist eine andere). Ich schiebe der anderen Dame meine ID, die Bankkarte (man denkt ja mit und lernt aus früheren Vorkommnissen) sowie die ausgedruckte Mail mit dem erforderlichen Code zu und warte gespannt. Ja, liebe Señora Edith, bevor wir Ihnen den Betrag gutschreiben können, brauchen wir Angaben über den Ursprung des Geldes. Ich versuche die Hitzewelle, welche mich infolge Inkompetenz durchläuft, weg zu schnaufen. In meinem besten Spanisch weise ich darauf hin, dass ich ja die Belege bei meinem Besuch am Freitag abgegeben habe und diese dazumal ausreichten, den Transfer zum Handel freizugeben und ich wirklich überhaupt gar kein Verständnis habe, warum ich dieselben Belege nochmals einreichen sollte. Die Angestellte, kein wenig verlegen, ob meiner genervten Antwort, erklärt mir stur, dass leider ohne die Unterlagen keine Gutschrift erfolgen könne. Jetzt aber! Ich wünsche ihren Vorgesetzten zu sprechen, welchem ich - wieder in meinem besten Spanisch - klarmache, dass bitte die freitags beigebrachten und quittierten Belege gesucht und kontrolliert werden sollen. Jefe und andere Dame verschwinden hinter einem Wandschirm und lassen mich 15 Minuten schmorren. Endlich kommt die Dame zurück und teilt mir mit, dass ausnahmsweise auf die nochmalige Beibringung der Herkunftsbelege verzichtet werden könne und mir das Geld gutgeschrieben würde. Dies dauere 24 Stunden und "nein, Sie müssen nicht nochmals vorbeikommen; Sie können online überprüfen, ob das Geld gutgeschrieben wurde! Ach, und übrigens, bei einer weiteren Gutschrift aus dem Negozio sei die Herkunft nochmals nachzuweisen! Hasta luego!" 
Stinksauer ob solcher Inkompetenz und Unfreundlichkeit stampfe ich nach Hause und erkundige mich sofort bei Freunden und Bekannten, welche Bank besseren Service anbieten würde. Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass diese umständliche Handhabung bei Bancolombia noch die Beste sei. Honi soit qui mal y pense!