Comuna 13 - Stadtteil von Medellin

16.10.2018

Viele haben wahrscheinlich schon gedacht, dass die Autorin hier im Vergnügungsviertel EL Poblado vollkommen vergessen hat, ihren Blogg weiterzuschreiben?! Aber nein, weit gefehlt! Nur ist das Wetter im Oktober/November etwas unberechenbar. Während meinem dreiwöchigen Aufenthalt hier, gab es gerade mal 3 Tage OHNE Regen! Regen wäre ja noch nicht sooo schlimm, aber wer mich ein wenig kennt, weiss, dass ich keinen Schritt aus dem Haus mache, wenn es gewittert! Leider vergeht fast kein Nachmittag ohne ein Gewitter mit ausgiebigem Regen. Aus gesundheitlichen Gründen (mental zu belastend für mich) kann ich - nach der Schule und Mittagessen -beinahe nie auf Erkundungstour gehen. Que Pena! 
Trotzdem verkrieche ich mich nicht nur in meinem WG-Zimmer, sondern unternehme Ausflüge in verschiedene Teile von Medellin. So zum Beispiel letzten Freitag in das - bis vor ca. 10 Jahren - gefährlichste Viertel von Medellin, der Comuna 13. Dieser Stadtteil, durch welches die wichtigsten Zufahrtsstrassen nach Medellin führen, war während 50 Jahren umkämpft. Hier leben die ärmsten der Armen und die Rebellen, Drogenkartelle, und Paramilitarios konnten sich so richtig austoben, indem sie die Menschen "rekrutierten" (besser: in ihre jeweiligen Dienste zwangen). Die Comuna 13 war weltweit das Viertel mit der höchsten Mordrate, den häufigsten und brutalsten Überfällen, den meisten unter 15-jährigen Mütter und den Menschen, mit der wenigsten Schulbildung. Viele sprachen sogar vom Anarchie-Viertel, da sich weder die Behörden noch die Polizei in das Viertel trauten und das Militär und die Drogenkartelle walten liessen. Vor ca. 15 Jahren unternahm die Regierung von Medellin diverse Anstrengungen, die Armenviertel, u.a. auch die Comuna 13, zu entkriminalisieren und zu "entghettoisieren". Dazu brauchte es - neben enormen Willen der Bevölkerung - erstaunlich wenig. Der Bau einer Metrostation am Fuss des Berges, einer Gondelbahn (Metrocable) den Berg hinauf, einer Bibliothek und eines ausgezeichneten Spitals und den (heute) berühmten Rolltreppen führten - zusammen mit der Gewaltmüdigkeit der Bewohner - dazu, dass Medellin bzw. die Comuna 13 in den internationalen Statistiken nicht mehr unter den ersten 100 Rängen der "gefährlichsten" Städte/Stadtteile auftaucht. Natürlich sind die Menschen hier immer noch viel ärmer, als in anderen Teilen der Stadt. Aber sie können heute ohne Lebensgefahr hier wohnen und das Viertel in bezahlbaren, sauberen und sicheren Verkehrsmitteln verlassen, um in den "reicheren" Stadtteilen zu arbeiten. 
Dass die Bewohner der Comuna 13 nach wie vor gewillt sind, ihr Barrio aufzuwerten, kann den vielen "Fondaciones locales" entnommen werden. Da werden Tanzschulen, Fussballclubs, Mittagstische oder Kinderhorte gegründet, welche vor allem den Kindern und Jugendlichen eine Alternative zur Gewalt und Kriminalität bieten. Die Nueva Lengua unterstützt einen solchen Fussballverein. Nicht nur mit Geld, denn die Schüler aus den verschiedensten Industrieländer werden gebeten, mit den Kindern das Vereinshaus zu streichen oder den Zaun um das Fussballfeld zu bauen (..ohne Zaun fliegt der Ball meterweit in den Abgrund!). Da ich weder praktisch talentiert bin, aber auch keine Lust hatte, mich auf dem Fussballplatz als Deppin zu präsentieren, habe ich mit den Kindern beim "Rate mal aus welchem Land ich komme"-Spiel mitgemacht. Dazu stellte ich mich auf "bärndütsch" vor, wies darauf hin, dass Bern die Hauptstadt sei und dass die Schweiz bei der letzten Fussball-WM im Achtelfinal ausgeschieden ist. Die Kinder mussten anschliessend anhand meiner Hinweise raten, aus welchem Land ich komme. War übrigens total überrascht, als zwei Jungs superschnell "Suiza" riefen. Ob es an der Sprache, Bern oder dem frühen Fussball-WM-Ausscheiden lag, vermag ich nicht zu sagen!
Nach einem gemeinsamen Snack (frittierte Käsestange - ich half mit beim Zubereiten), konnte ich vom Berg oben tolle Bilder von Medellin by night aufnehmen. War für mich ein toller Freitag!