Spa-Day und Abendessen im hippen Gastro-Pub
An den Wochenenden sollen wir uns gefälligst vom strengen Schulunterricht erholen, so raten uns die Lehrer der Spanischschule. Aha!?! Aber, bitte nicht vergessen, die gelernten Vokabeln und Grammatik anzuwenden, chicas y chicos! Aha?!?
Wie, was soll ich tun, um diesen Vorgaben der Schule zu folgen? Nun ja, kann genau dasselbe erledigen und unternehmen wie in der Schweiz. So plante ich fürs letzte Wochenende folgendes: Kleider waschen (wenn möglich mit heissem Wasser), anschliessend einen Spa-Day mit Enthaarung, Tiefengesichtsreinigung und falls möglich eine entspannende Massage und abends zum Essen ins hippe Restaurant Andres DC. So also der Plan.
Mit meiner Intersport-Plastiktasche voll mit schmutziger Wäsche zottle ich 7 Blocks bergauf zum Café Lavé. Ich könne dort nicht nur die Wäsche waschen und trocknen, sondern gleichzeitig einen guten Kafi trinken, etwas Süsses naschen und lesend auf das Ende des Wasch- bzw. Trockengangs warten. Alles wirklich super cool und entspannt, nur leider, auch hier wird NICHT mit warmen Wasser gewaschen. Dazu kommt, dass ich nicht mein selber gekauftes feinriechende Waschpulver, sondern das Öko-Waschmittel (sin odor pero bueno para la naturalea) verwenden darf. Ich versuche - selbstredend in Spanisch - die nette Frau im Café Lavé zu überreden. Leider nein!
Also zurück zur Wohnung und die - leider nicht so fein riechende - Wäsche auspacken und ab in den BlueSpa (habe im Internet gegoogelt und den nächstgelegenen Spa gewählt). Nach 25 Minuten Fussweg stehe ich vor der Türe zum Spa. Sieht wirklich nett aus und ich werde von der Inhaberin herzlich begrüsst. Also Edi, jetzt musst Du "en español" die vorher rasch gegoogelten Wörter "Enthaarung mit Wachs, ganze Beine" und "Tiefenreinigung des Gesichts" nur noch richtig aussprechen. Diana schaut mich zuerst verwundert, dann fragend an. Mit meinem Google-Spanisch und Händen und Füssen funktioniert die Kommunikation dann doch. Die Behandlung dauert etwas lange, da Diana alleine ist und neben mir noch eine andere Kundin im zweiten Behandlungsraum bedienen darf. Zu guter Letzt verabreicht sie mir eine wohltuende "masaje con piedras caliente". Que bueno! Ich bezahle für die 3 Stunden gerade mal COP 120'000! Schnäppchen!
Uhiii. Schon 18 Uhr und ich muss doch noch rasch duschen (Restwachs von den Beinen und etwas Hafer-Honig-Maskenreste aus dem Gesicht waschen). Anderle, anderle! Ich bin so schnell, dass ich tatsächlich um 19 Uhr - schön zurecht gemacht - meine Zimmertür zuziehe. Ohje, ich war zu schnell. Die Türe ist geschlossen und der Schlüssel ist darin. Was mache ich jetzt nur? Rasch tippe ich - en español - eine Nachricht an die Vermietung und bitte um einen Ersatzschlüssel. Ich teile ihm auch mit, dass ich heute ausgehe und erst ca. 23 Uhr wieder zurück sein werde und ich dann gerne in meinem Zimmer und nicht auf dem altersschwachen, muffelnden Sofa im Wohnzimmer schlafen möchte!
Kurz darauf treffe ich meine Freunde Jane, William und Doris (3 Brasilianer, wie unschwer an den typischen Vornamen zu erkennen ist) und wir machen uns auf den Weg zu Andres DC (richtig wäre: Andres Carne de Res in Bogota D.C). Dieses moderne und bei (reichen) Einheimischen und Touris beliebte Gastro-Pub bietet, verteilt auf 4 Stockwerke, neben origineller Architektur und Deko, viele Bartheken, Live-Bands, Tanzfläche und Esstische. Die Gerichte sind kolumbianisch, aus den verschiedenen Gebieten zusammengetragen. Na ja, wie ihr meinem Blogg entnehmen könnt, wird überall viel Fleisch gegessen, was hier nicht anders ist. Ich gönne mir einen Mojito und bestelle zusammen mit den Brasis einen Vorspeisenteller. Wow! Super rico das Ganze! Als Hauptgang nehme ich ein Hackplätzli mit den üblichen Sättigungsbeilagen. Auch der Hauptgang ist fein, aber mir schlägt es rasch auf den Magen, da ich - wie der kurze Blick auf das Handy bestätigt - immer noch keine Antwort vom Vermieter bekommen habe. Plötzlich finde ich die momentan spielende Live-Band (Reggaeton) etwas laut und nervig und nein, ich will nicht tanzen, Doris! William hat Erbarmen und überredet die beiden Chicas (49 und 60 Jahre alt) gemeinsam mit einem Uber-Taxi nachhause zu fahren.
Ca. 23.30 Uhr werde ich vom Rezeptionisten des Hauses reingelassen und stehe dumm vor meiner Zimmertüre. Wie soll ich die nur öffnen? Schlafen auf dem Sofa? Auf keinen Fall! Per whatsup erhalte ich von der Freundin meines holländischen WG-Partners den Tipp, einen Schlüsseldienst zu rufen. Dankeschön und ich soll den anrufen und auf Spanisch alles erklären? Nee, aber ich kann zum Rezeptionisten runtergehen und ihn fragen, ob er für mich anrufen könnte?! Hat er sofort getan und kurz vor Mitternacht stehen zwei Herren vom Schlüsseldienst vor meiner Zimmertür. Drei! Drei Sekunden brauchte der nette Señor um die blöde Türe zu öffnen! Gut, dass ich nur COP 40'000 (ca. 12 CHF) zahlen muss. Erleichtert falle ich nach diesem "erholsamen" Tag ins Bett und denke kurz vor dem Einschlafen, dass ich heute extrem oft, meine Spanisch-Kenntnisse angewandt habe. Practicar, practicar y practicar…….