Strassenbau in Barichara

24.01.2020

Das "schönste Dorf" in Kolumbien ist bekannt für seine Steinmetz-Kunst. Dies sieht jeder an den schön gepflasterten Strassen. Ausserhalb des Dörfchens - wo neu die Einheimischen wohnen (und ich) - sieht es leider anders aus. Dort führen oft steile, vom Regen ausgewaschene Naturstrassen zu den Wohnhäusern. Dies war auch in San Luis - "meinem" Quartier - so. Da die hiesige Architektur keine Glasfenster kennt, sondern lediglich Fenster und Holzläden und somit nicht luftundurchlässig, kroch der Staub durch jede Ritze und ich durfte täglich mein Appartement reinigen. Que Pena! Auch die weissen Wände und Blättli im Bad, nahmen langsam eine gelbliche Färbung an! 
Letzten März hat nun der Bürgermeister beschlossen, in San Luis auch eine gepflasterte Strasse zu bauen!
Also fuhren Bagger vor, welche mal die Erde ausgehoben haben. Anschliessend musste planiert werden, mit einer grossen Caterpilar-Raupe. Die Nebenerscheinungen waren nicht so angenehm. Aber hallo, der Lärm kann ausgehalten werden, wenn das Ziel "fertig mit täglichem Putzen!" heisst. 
Auf die planierte Ebene wurden anschliessend Kies gelegt und somit war die Arbeit mit den grossen Maschinen fertig. Es folgte Handarbeit: Steinplatten (rechteckig, ca. 60 x 40 x 30) wurden nebeneinander in den Kies gedrückt. Tönt noch nicht so aufwändig, oder? Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Steinmetze die Platten händisch vorgefertigt haben und diese dann von 2 Personen (meist Männer, hatte aber auch Frauen dabei) auf den Kies gelegt wurden! Und dies bei meist heissen 30 Grad.  Im Anschluss wurden die Zwischenräume mit Beton aufgefüllt. Et voilà, die Strasse war gebaut. Bevor die offizielle Eröffnung stattfinden konnte, musste der Beton jedoch mindestens 50 Tage trocknen. Für mich und die anderen Anwohner hiess dies: Löufele, löufele, löufele! 
Ende Oktober hat Señor Alcalde den Bewohnern von San Luis feierlich die schöne Strasse "geschenkt"!? Der, meiner Meinung nach, etwas spezielle Hinweis auf ein Geschenk, war dem laufenden Wahlkampf geschuldet. Und tatsächlich, wurde der Bürgermeister wieder gewählt. Vielleicht haben die Bewohner von Barichara vergessen, dass das Geschenk mit ihren Steuergeldern bezahlt wurde? Wie auch immer, die Strasse macht nicht nur mir viel Freude!