Wandern auf dem camino real !

Was kann Barichara (Wort im Dialekt der Guane-Indianer; heisst Ort der Erholung) interessierten Touristen bieten, welche nicht nur meditieren, kreativ sein wollen? Was ist - neben Architektur und Kultur - denn so ein "must have done" hier? Mein erster Gast hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass im Internet eine Wanderung ins Nachbardörfli Guane empfohlen wird. Ja stimmt, die Wanderung auf dem camino real nach Guane (und wer möchte noch weitere 23 km ins Dorf Zapatoca, aber dies müssten meine Freunde und Gäste also ohne mich machen!) ist sehr schön.
Der "camino real" (königlicher Weg) war ein Reit- und Fahrweg der spanischen Krone in Kolumbien. Für die Spanier war es unabdinglich Bogota in Zentralkolumbien mit den Häfen in Nordkolumbien zu verbinden. Und wie so oft, haben die Eroberer einfach bereits bestehende Wege und Strassen der Indios verwendet. Die mit flachen, grossen Steinen ausgebauten Saumwege wurden jedoch bereits im 18. Jahrhundert durch Flussfahrten und durch neue Strassen (z.B. Panamericana usw.) ersetzt und sind in Vergessenheit geraten. In Barichara hat ein Deutscher, der Herr von Lengerke, den Weg entdeckt und wiederherstellen lassen. Die "locales" weisen - natürlich aus Erfahrung - darauf hin, dass wir den 7 km langen Weg und die 400m Höhendifferenz, so früh wie möglich unter die (hoffentlich guten und stabilen) Wanderschuhe nehmen sollen, da es bereits ab 9.00 Uhr auf dem Weg entlang des Cañon del Rio Suarez recht heiss werden kann. Aber holà, da wollen wir mal nicht klugscheisserlen und machen uns um 7.30 Uhr auf die Socken, ähm Wanderschuhe! Zuerst geht es ca. 20 Minuten recht steil hinab. Ja, da spüre ich die Knie schon mal ein bisschen. Aber die Aussicht lohnt sich allemal. Anschliessend geht es, mehr oder weniger geradeaus, auf den mit Steinen ausgelegten Weg. Wir halten zwischendurch immer wieder mal an, um die schönen Aussichten zu geniessen und zu "picsen". Neben dem bereits erwähnten Tal, faszinieren mich halt auch die Berge und ich sag Euch, die Wolken in den Bergspitzen gaukeln mir manchmal tatsächlich Schnee vor. Und die mit "lique" (spanisch für Moos) behangenen Bäume wähnen mich in einem Märchenwald.
Die Wanderung an und für sich ist leicht, aber sich träumerisch zu bewegen, würde ich niemandem empfehlen. Dafür ist der Weg zu "unruhig", will heissen, dass konzentriert geschaut werden muss, wo der nächste Schritt hin soll, da der Weg durch die Steine oft zu einem Misstritt verführen.
Nach 2,5 Stunden erreichen wir das Dörfli Guane (welches nach den ursprünglich ansässigen Indianer benannt wurde). Ist Barichara - gemäss Werbung - ein kosmopolitanischer Erholungsort, dann wäre Guance wohl das verschlafene Nachbarsörtli. Neben den Wanderer, habe ich - immerhin beim Dritten Besuch - nur am Dorfplatz, ein paar Einheimische angetroffen. Ein erfrischendes Getränk zu kaufen und evtl. eine feine Wasserglacé ist nie verkehrt. Gleich auf dem Dorfplatz gibt es die Kirche Santa Lucia (gebaut ca. 1600!) zu bestaunen. Die ungefähr 10 Souvenierläden, welche "same, same" verkaufen, lassen wir liegen und laufen noch ca. 100 m weiter, zum Mirador de Guane. Wow, wow, wow!! Welche schöne Aussicht!!
Da wir den - alle Stunde - fahrenden Bus, um ein paar Minuten verpasst haben, kehren wir für 20'000 COP mit dem Mofa-Taxi (auch bekannt als Tuc-Tuc) zurück nach Barichara.